Die Tricks der Fast Fashion sind jedermann bekannt. Qualitativ eher minderwertige Kleidung wird so billig angeboten, dass Kundinnen und Kunden kaum daran vorbeikommen. Daheim landet ein Großteil des Neuerwerbs im Kleiderschrank und wird vielleicht niemals getragen. Anders schaut es mit dem neuen Lieblings-Top aus, das leider nach der dritten Wäsche bereits verblasst und aus der Form geraten ist. Damit sind die Probleme der schnelllebigen Modeindustrie bereits zu erahnen: Kleidung wird oftmals unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt und über tausende Kilometer nach Österreich transportiert. Hier haben die Konsumentinnen und Konsumenten nach dem vermeintlichen Schnäppchenkauf nicht allzu lange Freude an den gekauften Produkten.

Teuer kaufen und sparen

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Im Schrank schlummern große Geldbeträge

Jahr für Jahr kauft jeder Mensch in Österreich im Durchschnitt mehr als fünfzig neue Kleidungsstücke. Nach einer Untersuchung von Greenpeace wird ein großer Teil der neu gekauften Kleidungsstücke nicht öfter als zweimal getragen. Das wiederum bedeutet: Im Durchschnitt hängt jeder Einzelne Jahr für Jahr Kleidung im Wert von mehreren hundert Euro in seinen Schrank, die er kaum oder gar nicht tragen wird.

Mit Slow Fashion kann man effektiv gegensteuern: Zwar kostet Kleidung von Hugo Boss und anderen Designer-Labels einen signifikant höheren Betrag. Dafür ist die Wertigkeit einer vollkommen andere. Und die Wertschätzung ebenfalls.

Langlebige Kleidung bietet Sparpotenzial

Umfragen zeigen, dass die meisten Menschen ihre Kleidung etwa ein bis drei Jahre lang tragen. Und das in vielen Fällen nicht nur aufgrund einer veränderten Mode oder einer anderen Konfektionsgröße. Viele Kleidungsstücke sind defekt oder unansehnlich geworden und werden gegen nahezu identische Nachfolger ausgetauscht. Denn einem erheblichen Prozentsatz der Menschen ist das modische Diktat ohnehin einerlei: Wer einmal seinen Stil gefunden hat, wird selbigen nicht radikal ändern. Klar gibt es Beispiele von Menschen, die sich immer mal wieder ganz neu erfinden. Die sind allerdings in einer verschwindenden Minderheit.

Die für ihre Stilsicherheit so geschätzten Französinnen zeigen, wie es geht: Ein hochwertiger Trenchcoat ist so zeitlos chic wie die YSL LouLou Tasche. Auch für Kleid beziehungsweise Rock, Pullover und natürlich die Schuhe geben die Damen in Frankreich gerne mehr Geld aus – wenn es sich denn um gute Qualität handelt. Und es ist kein Geheimnis, dass die besten Modemacher in Frankreich zu Hause sind. Selbstverständlich müssen auch die Französinnen aufs Geld schauen. Neben dem ehrlichen Blick auf das eigene Spiegelbild stützt sich das französische Mode-Geheimnis allerdings vor allem auf die einfache Formel: Qualität vor Quantität.

Was zeichnet Slow Fashion aus?

Auch wenn sie aus dem Hause eines bekannten Mode-Labels stammt, widersetzt sich die meiste Slow Fashion kurzfristigen Modetrends. Was man heute online oder in der Fußgängerzone kauft, kann man auch in einigen Jahren noch tragen.

Den qualitativen Unterschied kann man nicht nur sehen, sondern auch fühlen. Hochwertige Mode wird aus hochwertigen Stoffen hergestellt und mit Liebe zum Detail verarbeitet. Nähte sind vollkommen gerade und auch nach Jahren des häufigen Tragens noch stabil.

In den meisten Fällen achten die teuren Labels natürlich auch auf ihren Ruf. Darum kann man es sich schlicht und ergreifend nicht leisten, Näherinnen in einem fernöstlichen Land unter prekären Bedingungen für sich schuften zu lassen. In dieser Hinsicht haben die Produzenten nicht nur Angst vor Greenpeace, sondern vor der Macht der Medien insgesamt – und vom dadurch gesteuerten Kaufverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher.

Ist teure Mode immer nachhaltig und langlebig?

Leider ist dies nicht automatisch der Fall. Doch Nachhaltigkeit geht meistens einher mit Langlebigkeit. Denn das Ziel bei der nachhaltigen Herstellung von Kleidung ist nicht nur die Schonung von Umwelt und Klima. Textilwaren sollen generell bewusster gekauft und lange getragen werden.

Es gibt einige Merkmale, an denen sich qualitativ hochwertige Kleidung erkennen lässt.

  • Das Siegel: Wurde die Kleidung fair und nachhaltig produziert, kann man dies an einem Siegel auf dem Etikett erkennen. Bekannte Siegel sind etwa GOTS, IVN Best, Fairtrade oder bluedesign.
  • Das Material: Die Stoffe fühlen sich nicht nur wertig an, sondern tragen oftmals ebenfalls entsprechende Zertifizierungen.
  • Land der Herstellung: Zwar wird auch in China und anderen fernöstlichen Ländern mittlerweile fair produziert. Die Herstellung in Europa geht in den meisten Fällen aber mit besseren Arbeits- und Produktionsbedingungen einher.

Info: Statistik zu E-Commerce in Österreich 2022