Christian Drosten, Deutschlands bekanntester Virologe, hat selbst erlebt, wie das Coronavirus seine persönliche Arbeitswelt verändert hat.

Home-Office

Bild: Home Office (pixabay.com)

"Da ich ständig in Videokonferenzen sitze, lernt man auch einmal die Kinder seiner Gesprächspartner kennen, die durch das Bild laufen. Haustiere habe ich auch schon kennengelernt", so Drosten im NDR-Podcast.

Doch Drosten kennt auch die Schattenseiten der Videokonferenzen. „Das Konzentrationsniveau ist mittelmäßig“, weiß er und spricht damit wohl einen Großteil der im Home Office sitzenden Deutschen aus dem Herzen.

Kommt jetzt das „Recht auf Home Office“?

Noch im Herbst will Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) einen Gesetzesentwurf präsentieren, der das „Recht auf Home Office“ regeln soll. Heil hat das zwar schon im vergangenen Jahr versprochen, musste dann aber das Projekt auf Eis legen - auch deshalb, weil es von Seiten der Union einen massiven Widerstand gegeben hat. Nun hat Heil mit dem Coronavirus einen Partner an seiner Seite, der letztlich dafür sorgen wird, dass der Gesetzesentwurf durchgesetzt werden könnte.

Noch gibt es keine offiziellen Zahlen, wie viele Deutsche in das Home Office geschickt wurden. Von Seiten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (kurz: IAB) wird geschätzt, dass 40 Prozent aller in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter zumindest die Möglichkeit haben, von Zuhause ihrer Arbeit nachgehen zu können. „Es wird zu einem Wandel kommen. Nachdem wir die Pandemie überstanden haben, wird das Home Office noch immer ein wesentlicher Bestandteil sein“, so Philipp Grunau vom IAB. „Denn viele Gründe, die bislang gegen das Home Office gesprochen haben, sind weggefallen.“

Immer wieder betonten Unternehmen, es sei aus technischer Sicht nicht möglich - das Coronavirus hat aber gezeigt, dass das Home Office doch einfacher als gedacht umgesetzt werden konnte.

Eine Herausforderung

Doch viele Arbeitnehmer, die nun daheim sind und ihrer Arbeit in den eigenen vier Wänden nachgehen müssen, sehnen sich nach dem Büro. Denn es mag schon ein Unterschied sein, einmal in der Woche Zuhause zu arbeiten oder fünf Tage die Woche seinem Job nachgehen zu müssen - vor allem, wenn man nebenbei noch auf die Kinder achten muss. Wer bislang stets als Bitcoin Trader von daheim seiner Arbeit nachgegangen ist, wird keine großartige Veränderung gespürt haben - wer hingegen noch nie daheim gearbeitet hat und erstmals im Zuge der Pandemie in das Home Office geschickt wurde, für den war das mit Sicherheit eine Herausforderung.

Home Office mag nicht nur Vorteile mit sich bringen, sondern ist auch eine Belastung. Das wissen auch die Gewerkschaften wie Arbeitgeberverbände, die bereits diskutieren, wie Home Office in absehbarer Zukunft aussehen soll. „Für ein mobiles Arbeiten ist es notwendig, dass wir Regeln haben. Diese müssen gesetzlich festgelegt und in den Tarifverträgen sowie Betriebsvereinbarungen zu finden sein“, fordert Annelie Buntenbuch, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes. „Denn gibt es keine Regelungen, so wird das mobile Arbeiten zu nichtbezahlten Überstunden führen.“

Von Seiten der Arbeitgeberverbände wird befürchtet, dass eine zusätzliche Bürokratie auf sie zukomme. „Das Recht auf Home Office lehnen wir ab“, so Stephan Lenz, Mitglied der Geschäftsführung eines Verpackungsmittelherstellers. „Die Arbeitnehmer der Produktion könnten sowieso nicht daheim arbeiten“, so Lenz, der jedoch betonte, dass rund 50 Prozent der in der Verwaltung sitzenden Mitarbeiter im Zuge der Coronakrise in das Home Office geschickt wurden. Doch nachdem die Pandemie überstanden ist, sollen die Home Office-Mitarbeiter wieder in die Firma kommen.

Notebook im Home-Office

Home Office ist nicht immer umsetzbar

Fakt ist: Home Office mag für viele Arbeitnehmer eine Erleichterung sein, ist aber nicht immer umzusetzen - denn einige Jobs machen es unmöglich, dass sie von daheim ausgeübt werden. Natürlich mag der Büromitarbeiter keine großen Probleme haben, den Job in den eigenen vier Wänden zu erledigen - letztlich benötigt er dafür nur einen Computer und eine Internetverbindung. Für den Kellner oder Supermarktmitarbeiter ist Home Office keine Alternative. „Es gibt Berufe, die kein Home Office zulassen“, so Grunau.

Doch er weiß, dass der Kreis dieser Berufe kleiner wird. So mache es die Digitalisierung unter anderem möglich, dass selbst ein Kranführer nicht mehr auf der Baustelle sein muss, sondern von einem Ort mehrere Kräne zeitgleich steuern kann.